Das Pilotprojekt ‘4-Tage-Woche’ startet in Deutschland ab 1. Februar

Pilotprojekt ‘4-Tage-Woche’ in Deutschland ab 1. Februar

Ab 1. Februar 2024 testen Unternehmen aus verschiedenen Branchen die Möglichkeit der Umsetzung einer 4-Tage-Woche in ganz Deutschland. Diesem Pilotprojekt gehen mehrere internationale Studien voraus, die den Einfluss von reduzierter Arbeitszeit bei gleichbleibendem Gehalt getestet haben. Wir sehen uns in diesem Artikel genauer an, wie die Umsetzung des deutschen Pilotprojekts aussehen wird und zu welchen Ergebnissen vergangene Studien gekommen sind. Zum Schluss geben wir einen Überblick zu den heiß diskutierten Vor- und Nachteilen der 4-Tage-Woche.

45 deutsche Unternehmen testen 4-Tage-Woche

Ein Pilotprojekt zur 4-Tage-Woche in Deutschland startet ab 1. Februar 2024. Durchgeführt wird die Studie von der NGO 4 Day Week Global gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Intraprenör und der Universität Münster. Ursprünglich wurden 50 Unternehmen für das Projekt gesucht – geworden sind es 45.

Bis zum Ende des Testzeitraums im August werden nun in regelmäßigen Abständen wissenschaftlich begleitete Umfragen durchgeführt. Die Auswertung und Veröffentlichung ist für Oktober 2024 geplant. Zusätzlich können Unternehmen, die bereits die 4-Tage-Woche eingeführt haben, an einer Parallel-Studie der Universität Münster teilnehmen.

Im Rahmen der Studie wird das bereits zuvor von 4 Day Week Global angewandte 100:80:100-Modell umgesetzt: 100 % Gehalt für 80 % Arbeitszeit im Austausch für die Verpflichtung zu 100 % der Arbeitsleistung. Dabei können Unternehmen frei entscheiden, ob sie eine klassische 4-Tage-Woche mit einem freien Freitag, oder ob eine gestaffelte Version einführen, um die regulären Betriebszeiten mit genügend Personal aufrechtzuerhalten.

Die 45 Unternehmen, welche am Pilotprojekt 4-Tage-Woche teilnehmen, kommen aus unterschiedlichen Branchen. Die Mehrheit mit 14 % bilden IT- und Technologie-Betriebe, doch auch die Handwerks- und Industriebranche sind mit jeweils 6 % vertreten. 15 % der teilnehmenden Unternehmen hatten die Arbeitszeitverkürzung bereits zum Jahreswechsel umgesetzt, weitere 20 % werden erst mit Anfang März durchstarten.

Für den IT-Dienstleister Nacura aus Paderborn gab es vor allem zwei große Argumente, am Pilotprojekt teilzunehmen: „Zum einen die Work-Life-Balance, und der zweite Punkt ist die Mitarbeiterbindung und Akquirierung“, so Markus Nölker aus der Nacura-Geschäftsführung gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Nur zwei von 23 Beschäftigen bei Nacura hatten sich freiwillig dafür entschieden, ihre Arbeitszeit nicht auf vier Tage zu reduzieren. „Es gab schon viele Sorgen, ob man die jetzige Arbeit auch in vier Tagen schaffen wird oder auch, ob man mehr Geld ausgeben wird, wenn man ständig freitags freihat“, erklärt Nölker. Deshalb wurde dem Team eine lange Bedenkzeit gegeben und nach zahlreichen Gespräche hatte sich die Mehrheit bei einer anonymen Abstimmung schlussendlich klar für die Teilnahme an der Studie ausgesprochen.

Ergebnisse aus vergangenen Studien

Doch Deutschland ist bei weitem nicht das erste Industrieland, dass sich mit der 4-Tage-Woche beschäftigt. Die bislang größte Studie aus Großbritannien mit 61 teilnehmenden Unternehmen und rund 3000 Beschäftigten wurde in der zweiten Jahreshälfte 2022 durchgeführt. Organisiert wurde das Pilotprojekt von 4 Day Week Global in Zusammenarbeit mit dem Think-Tank ‘Autonomy’, der 4 Day Week UK Campaign sowie Forschenden der Cambridge University und des Boston College.

Im Februar 2023 wurden die Ergebnisse der Studie zur britischen 4-Tage-Woche veröffentlicht. Hier einige Auszüge aus dem Autonomy-Report:

  • 56 von 61 teilnehmenden Unternehmen setzen die 4-Tage-Woche fort und 18  bestätigten, dass sie das neue Arbeitszeitmodell dauerhaft beibehalten wollten.
  • 39 % der Beschäftigten waren weniger gestresst als in der Vergleichsperiode und 71 % hatten reduzierte Burnout-Symptome am Ende der Studie.
  • 54 % der Beschäftigten gaben an, Arbeit und Haushalt besser vereinbaren zu können, 60 % fanden die Vereinbarung mit Betreuungspflichten einfacher und 62 % berichteten von einer verbesserten Balance zwischen Arbeit und sozialem Leben.
  • Die Einnahmen der 23 Unternehmen, die genügend Daten zur Verfügung stellten, blieben im Testzeitraum praktisch gleich, während der nach Unternehmensgröße gewichtete Ergebnis um 1,4 % anstieg.
  • Die nach Größe gewichtete durchschnittliche prozentuale Veränderung der Einnahmen im Versuchszeitraum war um 35 % höher als der im Vergleichszeitraum. Dieser Wert wurde aus den durchschnittlichen Einnahmen von 24 Unternehmen, die genügend Daten zur Verfügung stellten, berechnet.
  • Die Zahl der Beschäftigten in den teilnehmenden Unternehmen blieb während des gesamten Zeitraums praktisch gleich und sank in den 34 Organisationen, die diese Daten zur Verfügung stellten, nur um 1,3 (gewichteter Durchschnitt).
  • 62 % der Beschäftigten gaben an, dass sich ihr Arbeitstempo erhöht hat, 36 % konnten keine Veränderung feststellen und nur  2 % meinten, dass sich ihr Tempo verringert habe. Trotz erhöhtem Arbeitstempos ist die Arbeitsbelastung für die meisten Beschäftigten (78 %) nicht signifikant gestiegen, nur 20 % nahmen einen Anstieg wahr.

Das britische Pilotprojekt galt als großer Erfolg und ist somit Teil einer Reihe von gefeierten Pilotstudien aus Südafrika, Australien und Irland, die ebenfalls von 4 Day Week Global initiiert wurden.

Vor- und Nachteile der 4-Tage-Woche im Überblick

So beliebt das Konzept der 4-Tage-Woche auch ist, so wird es auch immer wieder heiß diskutiert und es regt sich auch Kritik an den genannten Studien. Etwa muss in Betracht gezogen werden, dass alle Unternehmen freiwillig an den Pilotprojekten teilgenommen hatten. Das lässt darauf schließen, dass diese Teilnehmer grundsätzlich schon offen für das neue Arbeitszeitmodell sind und ihre Unternehmensstruktur die technische Umsetzung einfacher macht. Somit sind die Ergebnisse nicht repräsentativ für alle Unternehmen und Branchen am Arbeitsmarkt.

Kritiker sehen neben den gesamtwirtschaftlichen Konsequenzen auch eine Gefahr, dass Beschäftigte wertvolle Pausen ausfallen lassen könnten, um die Leistung auf Niveau zu halten. Einer von ihnen ist Stefan Sell, Professor für Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik und Sozialwissenschaften an der Hochschule Koblenz. Gegenüber Deutschlandfunk bezweifelt er, dass die Produktivitätssteigerungen hoch genug sind, um 20 % weniger Arbeitszeit bei gleichem Lohn rentabel zu halten.

Zusätzlich müssen auch Unterschiede in Branchen berücksichtigt werden. In Bürojobs kann das verkürzte Arbeitszeitmodell relativ einfach eingeführt werden. Doch in Sichtbetrieben oder Branchen wie der Pflege, Logistik oder dem Einzelhandel könnte der bereits bestehende Personalmangel bei der Umsetzung einer 4-Tage-Woche noch stärker zu spüren sein.

Doch gerade der Personalmangel ist ein Dreh- und Angelpunkt in der Diskussion. Wenn Arbeitsplätze durch die Einführung einer 4-Tage-Woche attraktiver werden, können Betriebe einfacher um Fachkräfte werben. Wie realistisch die Umsetzung ist, hängt aber immer noch stark von der jeweiligen Branche ab.

Auch lässt sich in den Zahlen der bisherigen Studien ablesen, dass sich die tatsächliche Arbeitsbelastung trotz gleichbleibender Leistung für den Großteil der Beschäftigten nicht signifikant erhöht. Allerdings ist nicht klar, wie sich diese Wahrnehmung in den jeweiligen Branchen ändert.

Aus den vergangenen Versuchen geht zudem klar hervor, dass sich die Work-Life-Balance von Beschäftigten in den teilnehmenden Unternehmen deutlich verbessert. Mehr Zeit für Haushalt, Freizeit und Sozialleben haben einen positiven Effekt auf die mentale Gesundheit, was zu weniger Krankheitsausfällen und Burnout führt.

4-Tage-Woche umsetzen? Ja, aber nur mit Arbeitszeiterfassung!

Alle Unternehmen, die sich für die 4-Tage-Woche interessieren – etwa um Personalmangel zu bekämpfen oder auch aus ideologischen Gründen – haben eines gemeinsam: sie möchten das Meiste aus geleisteten Arbeitszeiten holen. Arbeitszeiterfassung ist demnach essenziell, um Einsicht in die Leistung des Unternehmens zu bekommen. Und zwar nicht nur nach der Umsetzung der 4-Tage-Woche, sondern auch davor.

Wenn du darüber nachdenkst, ein verkürztes Arbeitszeitmodell in deiner Organisation einzuführen, solltest du zuerst die geleisteten Arbeitszeiten mit der tatsächlichen Arbeitsleistung gegenüberstellen. Ein Zeiterfassungstool auf Projekt-, Kunden- und Aufgabenbasis hilft dir dabei, aussagekräftige Daten zum Workload in deinem Unternehmen zu sammeln. So kannst du direkt vergleichen, wie es um die Produktivität deiner Mitarbeiter steht, nachdem die Arbeitszeitkürzung umgesetzt wurde und darüber hinaus.

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